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Brauchtum

Muttergottesprozession

Neben dem großen Krippenbrauchtum in der Oberen Pfarre gehört die Muttergottesprozession zu den bedeutendsten Ereignissen im Ablauf des Kirchenjahrs.
Sie findet alljährlich am Sonntag nach dem Patrozinium Mariä Himmelfahrt (15. August) statt. Zu diesem Anlass wird die überlebensgroße Figur mit dem stehenden Jesuskind aus dem Hochaltar genommen. Sie wird mit barocken Gewändern angekleidet, an denen zahllose Votivgaben befestigt sind und in einer Prozession, getragen von 16 Häckern (ursprünglich Weinbauern), zusammen mit der Eucharistie, in die Pfarrkirche St. Martin getragen. Dort stehen sich die beiden Muttergottesstatuen, die der Oberen Pfarre und die Schmerzhafte Muttergottes (Pieta) von St. Martin gegenüber. Nach einer kurzen Andacht wird das Gnadenbild wieder in die Obere Pfarre zurückgebracht. Über drei Tage hinweg finden in der reich geschmückten Kirche Anbetungsstunden vor der ausgesetzten Eucharistie statt. Das festlich gekleidete Bildnis befindet sich während dieser Zeit nicht im Hochaltar, sondern mitten unter den Gläubigen, im Mittelschiff der Kirche.
Die Anzahl der Beter während dieser Festtage, aber auch während des Jahrs, zeugen heute noch von der Verehrung der Gottesmutter.

Am Dreifaltigkeitssonntag findet in der Pfarrei Unsere Liebe Frau die sogenannte Urbaniprozession statt. Diese traditionsreiche Prozession lässt sich in den Quellen bis 1636 zurück verfolgen. Die von den Häckern (ursprünglich Weinbauern) des Kaulbergs gepflegte Tradition ist in ihren Wurzeln ein Flurumgang. An vier Altären innerhalb des Pfarrgebiets werden Evangelien und Fürbitten vorgetragen und durch die mitgeführte Monstranz der eucharistische Segen erteilt. Die Prozession begleitet die mit Blumen geschmückte, fast lebensgroße Figur des Weinpatrons, des Heiligen Urban, der von sechs Häckern auf den Schultern getragen wird. Das Haupt jeden Trägers ziert ein Kranz mit Weintrauben, Blättern und Perlen in der Art einer Klosterarbeit.

Walter Milutzki